1. »Ergriffen vom Strudel der Arbeiterbewegung«. Johann Most und sein Verhältnis zu Sozialdemokratie, Marxismus und Anarchismus
23. Mai, [L50] (Lasallestraße 50, Erfurt), 20:00 Uhr - Vortrag von Bernd Löffler (BiKo) und Lukas Holfeld (BiKo)
Johann Most (1846 - 1906) stieß früh zur revolutionären Arbeiterbewegung, saß für die Sozialdemokratie im Reichstag und für seine Überzeugung in den Knästen Österreichs, Deutschlands, Großbritanniens und der USA. Während der Zeit des Sozialistengesetzes kam es zum offenen Konflikt mit der sozialdemokratischen Parteiführung und Most entwickelte sich zum anarchistischen Agitator. Zeit seines Lebens hat Most eine unermüdliche Energie für den Kampf um politische und soziale Emanzipation der Arbeiter an den Tag gelegt, was ihm gleichermaßen Freunde und Feinde schuf, für ihn oft aber auch bedeutete, auf einem einsamen Posten zu stehen. Im Vortrag soll seine Biografie skizziert und dabei insbesondere ein Fokus auf sein Verhältnis zur
Sozialdemokratie und Marxismus sowie seine Stellung innerhalb der anarchistischen
Bewegung gelegt werden.
2. Wochenendseminar zur Staatskritik
14.-16. Juni, Marienstraße 18, Weimar
Im Seminar wollen wir uns einen Begriff des modernen Nationalstaats und Aspekte einer gegenwärtigen Staatskritik erarbeiten. Was zeichnet moderne Staatlichkeit aus? Wie hat sie sich historisch herausgebildet? Wo beginnt der Staat, wo hört er auf? In welchem Verhältnis steht der Staat zum Privateigentum und zur Ökonomie überhaupt? Ist der moderne Staat ein Klassenstaat oder steht er über den einzelnen Klassen? In welchem Verhältnis steht der Staat zur Gewalt? Diese Fragen wollen wir diskutieren und in gemeinsamer Lektüre versuchen, sie zu beantworten. Es sind keine Vorkenntnisse nötig, eine Anmeldung zum Seminar ist erwünscht (biko[at]arranca.de).
⇒ Reader zum Seminar
⇒ Ralph Milibrand: Marx und der Staat
3. Die orthodoxesten aller Marxisten. Der Rätekommunismus zwischen Bolschewismuskritik und marxistischer Dogmatik
12. Juli, Marienstraße 18 (Weimar), 20:00 Uhr - Vortrag von Hendrik Wallat
Die Rätekommunisten stellten diejenige Fraktion der marxistischen
Arbeiterbewegung, die am konsequentesten mit den politischen
Verkehrsformen bürgerlich-kapitalistischer Vergesellschaftung brach und
die Leitidee der Arbeiterselbstbefreiung gegen die Parteiapparate der
Sozialdemokratie und des Bolschewismus verteidigte. Dies ist ihr
historischer Verdienst, den kleinzumachen kein Anlass besteht. Der
Kritik an der bolschewistischen Parteidiktatur zum Trotz waren die
Rätekommunisten gleichwohl in einer marxistischen Dogmatik befangen,
die bisweilen ihres gleichen sucht: Ihr politisches Denken war
beherrscht von einer ökonomistischen Geschichtsphilosophie und einer
proletarischen Arbeitsontologie. Der Vortrag will zeigen, dass diese
Orthodoxie nicht nur die Grenzen rätekommunistischer Bolschewismuskritik
markiert und die Blindheit gegenüber der nationalsozialistischen
Konterrevolution bedingt, sondern auch die rätekommunistische Konzeption
von Emanzipation verengt.
[ACHTUNG: Krankheitsbedingt musste Hendrik Wallat den Vortrag am 12.
Juli leider absagen. Wir versuchen bald einen neuen Vortragstermin
anzusetzen und informieren euch dann darüber. Das Tagesseminar am
Samstag wird trotzdem stattfinden - hierfür treffen wir uns am 12. Juli
zur selben Zeit am selben Ort, um gemeinsam inhaltlich einzusteigen.]
4. Tagesseminar zur linken Bolschewismuskritik
13. Juli, Marienstraße 18 (Weimar), 20:00 Uhr
Im Seminar wollen wir gemeinsam mit Hendrik Wallat die Auseinandersetzung mit der linkskommunistischen und rätekommunistischen Kritik am Bolschewismus vertiefen. Insbesondere wollen wir dabei auch in den Blick nehmen, wie der Bolschewismus weltweit ein Bild seiner selbst erzeugen konnte, die einzig legitime Form revolutionärer Arbeiterbewegung darzustellen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, eine Anmeldung zum Seminar ist erwünscht (biko[at]arranca.de).
5. Zur Geschichte der Arbeiterbewegung und dem Verhältnis der »offiziellen« Bewegung zur »Dissidenz«
8. August, ACC Galerie Weimar 20:00 Uhr - Vortrag von Jörg Wollenberg
»Ganz Deutschland sieht auf uns. Ganz Europa sieht auf uns!« Das verkündeten die Anhänger der »Arbeiterpolitik«, als sie am 10. Januar 1919 die Bremer Räterepublik ausgerufen hatten. Nach der Zerschlagung der Sozialistischen Republik am 4. Februar 1919 finden die Anhänger dieser Gruppe um Johann Knief, Anton Pannekoek, Paul Frölich oder Heinrich Brandler ebenso nach 1920 in der KPD, der KAPD oder bei den Syndikalisten wie in der USPD, SAP oder KPDO und bei den »Roten Kämpfern«. Weil sie den Kontakt zu den beiden »offiziellen« Hauptrichtungen der deutschen Arbeiterbewegung nicht gänzlich abreißen ließen, gewannen diese Anhänger von Rosa Luxemburg als »Dissidenten« besonders im Widerstand gegen den Faschismus und erneut nach 1945 Einfluss auf die Politik in beiden deutschen Staaten. Sie versuchten mit ihren basisdemokratischen Vorstellungen von »Freiheit und Sozialismus« die politische Neuordnung in einem sozialistischen europäischen Deutschland (erneut vergeblich) zu prägen. Und dennoch gelang einigen dabei eine erstaunliche Karriere im Bereich von Wissenschaft, Kultur und Politik. Einer von ihnen wurde gar mit »Mehr Demokratie wagen« Bundeskalnzler der BRD.